Die Cannabispflanze ist für die Produktion einer Reihe von Verbindungen verantwortlich. Sie sind als Cannabinoide bekannt. Viele von ihnen kann man in keiner anderen Pflanze nachweisen. Haben Sie sich jemals über die medizinischen Wirkungen von Cannabis gewundert? Oder haben Sie sich schon mal gefragt, wie das „High“ möglicherweise mit der Heilung des menschlichen Körpers zusammenhängt?
Nun, es kommt auf die Cannabinoide an. Sie sind das eigentliche Geheimnis der heilenden Wirkung von Marihuana. Es gibt über 100 Cannabinoide, die wir kennen. Sie können ihre Wirkung entfalten, indem sie die Endocannabinoide imitieren, die der menschliche Körper auf natürliche Weise produziert. Haben Sie je diese glänzenden Kristalle auf Cannabisblüten gesehen? Das sind die Trichome, und hier werden die Cannabinoide gelagert.
Menschen und viele andere Tiere haben ein Endocannabinoidsystem (ECS). Das bedeutet, dass Cannabinoide auf natürliche Weise an Endocannabinoidrezeptoren gebunden werden. Sie können sie Veränderungen in unserer Physiologie hervorrufen. In diesem Artikel sehen wir uns zehn der bekanntesten Cannabinoide und ihre Wirkungsweise an.
1. Tetrahydrocannabinol (THC)
Beginnen wir mit dem berüchtigtsten Cannabinoid: THC. Sein vollständiger Name ist Delta-9-Tetrahydrocannabinol. Es ist der Vertreter, der Marihuana seinen „schlechten“ Ruf verleiht. THC ist die primäre psychoaktive Komponente und verschafft den Konsumenten das bekannt „High“. Mit anderen Worten: Cannabis bietet die Möglichkeit, Ihre Stimmung, Ihre Wahrnehmung und Ihr Bewusstsein zu verändern.
THC bindet an CB1 Rezeptoren im Gehirn, wodurch der Körper die als Dopamin bekannte Chemikalie freisetzt. Letztendlich führt dies zu einer Verhaltensänderung, nämlich dem „High“. Bei übermäßigem Gebrauch ist bekannt, dass THC Nebenwirkungen wie Paranoia, Halluzinationen und Angstzustände hervorruft. Bei richtiger Anwendung ist es jedoch unwahrscheinlich, dass diese unangenehmen Nebenwirkungen auftreten.
Was viele Menschen jedoch nicht wissen, ist, dass THC neben den berüchtigten psychoaktiven Wirkungen einige unglaubliche therapeutische Vorteile bietet. Dazu gehören unter anderem die Fähigkeit, Übelkeit und Schmerzen zu lindern, den Appetit anzuregen und Muskelkrämpfe zu unterdrücken.
2. Cannabidiol (CBD)
Wenn Sie schon etwas über Cannabis wissen, haben Sie höchstwahrscheinlich bereits von THC als auch von CBD gehört. In den letzten Jahren hat man das Cannabinoid CBD aufgrund seiner zahlreichen medizinischen Vorteile sowie der Tatsache, dass es keine psychoaktiven Wirkungen hat, in den Fokus gerückt. Deswegen eignet es sich ideal für den täglichen Gebrauch, da es die normalen täglichen Aktivitäten nicht beeinträchtigt.
Wenn es um die medizinische Verwendung von Cannabis geht, gibt es kein wichtigeres Cannabinoid als CBD. Es ist derzeit das am besten untersuchte Cannabinoid. Untersuchungen legen nahe, dass es bei einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Erkrankungen helfen kann. Im Gegensatz zu THC interagiert CBD nicht mit den CB1 Rezeptoren im Gehirn. Deshalb hat es keine berauschenden Wirkungen.
Man hat berichtet, dass man mit CBD eine Vielzahl von Erkrankungen behandeln kann. Dazu gehören: Angstzustände, Schlaflosigkeit, Depressionen, chronische Schmerzen, PTBS und vieles mehr.
3. Cannabigerolsäure (CBGa)
Ausgereifte Cannabispflanzen enthalten nur etwa 1 % oder weniger CBGa. Das liegt aber nicht daran, dass die Pflanze nicht viel davon produziert. Im Gegenteil produzieren reifende Pflanzen ziemlich viel CBGa. Die Pflanze wandelt fast das gesamte ursprünglich produzierte CBGa in andere Cannabinoide um. Aus diesem Grund hat CBGa den Spitznamen „Mutter aller Cannabinoide“ erhalten.
CBGa wird in viele derivative Cannabinoide umgewandelt. In erster Linie entstehen daraus aber CBD und THC. Das macht dieses Cannabinoid so wichtig. Ohne CBGa gäbe es im Wesentlichen weder CBD noch THC. Durch die Definition der Faktoren, die bestimmen, welchen Weg CBGa einschlägt, konnten Pflanzenkundler die Cannabinoid-Produktion „steuern“. Das führt zu Cannabissorten mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt führt und umgekehrt.
CBGa als eigenes Cannabinoid hat sich als vielversprechend für die medizinische Anwendung erwiesen. Untersuchungen legen nahe, dass CBGa Angstzustände, Schmerzen, Glaukom, eine Vielzahl von Darm- und Blasenkrankheiten, Entzündungen und sogar Krebs behandeln kann.
4. Cannabidiolsäure (CBDa)
Während CBDa viel mehr Forschung benötigt, haben vorläufige Testergebnisse herausgefunden, dass es bei der Behandlung von Übelkeit, Entzündung und Psychose sehr wirksam sein könnte. Zusätzlich hat man einige Antikrebseigenschaften gefunden.
In wachsenden Cannabispflanzen existiert CBD als CBDa. Erst wenn man die Pflanze geschnitten, getrocknet und dann erhitzt hat, entsteht CBD. Das CBDa wandelt man da über einen als Decarboxylierung bekannten Prozess in CBD um. Durch Anzünden, Erhitzen oder Backen von Cannabis entfernt man die Säuregruppe von CBDa und wandelt sie auf diese Weise in CBD um.
5. Cannabichromen (CBC)
CBC hat man vor mehr als 50 Jahren entdeckt und es gilt als eines der „großen sechs“ Cannabinoide, die in der medizinischen Forschung eine herausragende Rolle spielen. Obwohl es nicht so viel Aufmerksamkeit erhält wie THC oder CBD, sind seine Vorteile sehr vielversprechend.
CBC hat den gleichen Ursprung wie THC und CBD – alle stammen aus CBGa. CBC wandelt sich zuerst in Cannabichromencarbonsäure (CBCa) um. Nach dem Einwirken von Wärme oder ultraviolettem Licht verwandelt es sich schließlich zu CBC. Es ist eine Verbindung, von der bekannt ist, dass sie gut mit anderen Cannabinoiden zusammen funktioniert. Obwohl dieses Cannabinoid sicherlich einzigartige Vorteile hat, glauben Forscher, dass es synergistisch mit anderen Cannabinoiden wirkt. Dies ist auch als Entourage Effekt bekannt.
Die berichteten Vorteile von CBC haben einige weitreichende Auswirkungen. Einige Krankheiten, die durch den Einsatz von CBD gelindert werden könnten, sind: Schmerzen und Entzündungen, Akne, Depressionen und sogar Krebs.
6. Cannabigerol (CBG)
CBG ist ein nicht saures Cannabinoid, das bei Wärmeeinwirkung auf CBGa entsteht. Es ist eng mit CBD, THC und CBC verwandt. CBG kommt hauptsächlich in Hanfprodukten vor. Sorten, die man für hohe THC-Werte züchtet, enthalten normalerweise sehr geringe Mengen an CBG (weniger als 1 %). Andererseits enthalten Sorten mit hohem CBD-Gehalt viel höhere Anteile dieser essenziellen Cannabinoide.
Die mit CBG verbundenen Vorteile hängen eng mit der Art und Weise zusammen, wie CBG im menschlichen Körper wirkt. In der richtigen Dosierung wirkt CBG antibakteriell, entzündungshemmend, krampflösend (reduziert Krämpfe und Krampfanfälle), antidepressiv, appetitanregend, gegen Schlaflosigkeit, als Hirnzellstimulant und vieles mehr.
Aufgrund dieser langen Liste von Vorteilen kann man CBG zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen einsetzen. Dazu gehören unter anderem chronische Schmerzen, Epilepsie, Schlaflosigkeit, Depressionen, Psoriasis, Glaukom, Huntington-Krankheit und Blasenfunktionsstörungen.
7. Tetrahydrocannabinolsäure (THCa)
Die meisten Leute haben schon von THC gehört. Entgegen der landläufigen Meinung ist es jedoch nicht das häufigste Cannabinoid in Cannabis. Tatsächlich enthalten Marihuanablüten kaum THC. Stattdessen ist THC größtenteils in der Marihuanapflanze als andere Verbindung vorhanden, die als THCa bekannt ist. Wenn Sie je versucht haben sollten, rohes Cannabis zu essen, wissen Sie, dass Cannabis Sie in Rohform nicht „high“ machen kann. Dies liegt daran, dass THCa nicht psychoaktiv ist.
Nur, wenn man THCa erhitzt, wie beispielsweise beim Cannabisrauchen oder -verdampfen, verwandelt sich THC a zu THC. Dies geschieht durch einen chemischen Prozess, der als Decarboxylierung bekannt ist. In der chemischen Struktur ist THCa seinem Gegenstück sehr ähnlich. Es unterscheidet sich jedoch darin, dass es eine Carbonsäuregruppe beinhaltet, die THC nicht enthält.
Obwohl dies wie ein winziger Unterschied erscheint, hat es eine enorme Wirkung auf die Art und Weise, wie THCa den Körper beeinflusst. Der bemerkenswerteste Unterschied ist, dass THCa den Benutzer kein „High“ verschafft. Zwar gibt es nur sehr begrenzte Forschungsarbeiten zu den medizinischen Wirkungen von THCa, doch man hat die folgenden Vorteile festgestellt: Das Cannabinoid ist entzündungshemmend, antiemetisch, krebsbekämpfend und neuroprotektiv.
8. Cannabinol (CBN)
Obwohl sein Name seinem berühmten Cousin CBD auffallend ähnlich sein mag, weist CBN ein einzigartiges Profil von Vorteilen und Wirkungen auf. Zu den bisher nachgewiesenen Vorteilen von CBN zählen: Hilfe als Schmerzlinderung, gegen Schlaflosigkeit, antibakterielle, entzündungshemmende und krampflösende Wirkungen sowie die Verwendung als Appetitanreger.
Der ausgeprägteste Vorteil, der den Eigenschaften von CBN zuzuschreiben ist, ist seine beruhigende Wirkung. Laut medizinischen Studien entsprechen 5 mg CBN einer Dosis von 10 mg Diazepam, einem milden pharmazeutischen Beruhigungsmittel. Für alle, die sich auf Cannabis für eine gute Nachtruhe verlassen, kann eine kleine Dosis CBN eine wirkliche Abhilfe bedeuten.
Wenn THC mit der Zeit Sauerstoff ausgesetzt, also oxidiert, wandelt es sich in CBN um. Darum hat Cannabis, das gealtert ist und das man schlecht gelagert hat, wahrscheinlich einen viel höheren CBN Gehalt aufweist als frische Blüten, die man in luftdichten Behältern lagert. Während CBN-infundierte Produkte noch immer relativ selten sind, werden wir einen Anstieg dieses Wirkstoffs feststellen, da sich die Haltung gegenüber Cannabis weiter ändert.
9. Tetrahydrocannabivarin (THCV)
Wie Sie vielleicht vermutet haben, ähnelt das Cannabinoid THCv in der molekularen Struktur THC. Es bietet jedoch eine Reihe von völlig unterschiedlichen und ausgeprägten Effekten. THCv ist ein Appetitzügler. Es kann bei Diabetes helfen, es hat das Potenzial, Panikattacken zu reduzieren. Es stimuliert das Knochenwachstum und es kann bei der Behandlung von Alzheimer helfen.
THCv erhöht bekanntermaßen auch die Energie. Dies ist sehr wichtig, wenn Sie darüber nachdenken, wie viele Gesundheitsprobleme direkt mit Fettleibigkeit oder Diabetes zusammenhängen, bei deren Behandlung THCv helfen kann. Man konnte auch nachweisen, dass THCv Panikattacken reduziert oder sogar blockiert. Das bedeutet, dass es auch bei der Behandlung von PTBS oder anderen psychischen Gesundheitsstörungen im Zusammenhang mit Stress und Angstzuständen hochwirksam sein kann.
10. Cannabidivarin (CBDV)
CBDv ist ein nicht psychoaktives Cannabinoid, dessen Struktur der von CBD sehr ähnlich ist. Zwar wurden nicht viele Forschungsarbeiten zu CBDv durchgeführt, doch eine der Eigenschaften, die den Wissenschaftlern aufgefallen sind, sind die krampflösenden Eigenschaften. Dies ist ein Bereich, auf den sich die medizinischen Studien derzeit konzentrieren, wenn es um CBDv geht.
Mehreren Studien zufolge kann CBDv auch Übelkeit und Krampfanfälle behandeln, deren Ursache beispielsweise schwächende Zustände wie Epilepsie sein kann. Wenn eine Cannabissorte in der Regel einen hohen CBD-Gehalt aufweist, weist sie auch einen erhöhten CBDv-Gehalt auf. Die Marihuanapflanzen mit dem höchsten CBDv-Gehalt sind Landrace-Indica-Stämme, die in den nordwestlichen Regionen Indiens und Pakistans vorkommen.